Lichtmalerei macht Spaß und ist gar nicht schwer. Nach diesem Artikel kennst Du die Grundlagen und kannst gleich loslegen, wenn die Sonne untergegangen ist, Du ein Stativ und eine Taschenlampe besitzt.
Es viele Formen der Lichtmalerei, angefangen bei Picasso bis hin zu spannenden Konstruktionen von Lichtbauten, die mehr mit Elektrotechnik zutun haben als mit Fotografie oder Kunst. In diesem Artikel verfolgen wir heute einen minimalistischen Ansatz, auf dem Du schnell aufbauen kannst.
Welche Taschenlampe eignet sich für das Malen mit Licht?
Die Art der Lampe in Deiner Hand ist egal (solange Sie keinen Stecker braucht). Wenn Du malen möchtest sollte sie nicht zu schwach sein Stell Dir vor die Lampe ist ein Pinsel oder dicker Marker.
Um zu starten, nimm einfach die Lampe die Du hast. Die ganzen Taschenlampen mit denen ich male reichen von Werbegeschenken, über Fahrradlampen hin zu Campingleuchten oder dem Smartphone.
Jede Lampe hat ihren eigenen Flow. Beginne mit einer Lampe und einer Linie. Eine Linie? Ja, male während Deine Kamera belichtet ein Bild aus einer einzigen Linie. Kreise, Quadrate, was auch immer Dir einfällt. Natürlich kannst Du die Linien unterbrechen, indem Du die Taschenlampe mit der anderen Hand zuhältst (oder ausmachst, wenn der Knopf dafür gut liegt) und an einer neuen Stelle beginnst.
Muss ich für die Lichtmalerei gut malen können?
Das schöne an der Lichtmalerei ist, dass Du nur einen Versuch für Dein Bild hast. Du kannst keinen Radiergummi nehmen und Deine Linien verbessern, sondern musst Dein Bild noch einmal von vorne malen. Eine typische Lichtmalerei dauert 20-60 Sekunden und ist eher eine schnelle Skizze als eine komplizierte Malerei. In dieser Zeit kannst Du vor der Kamera mit jeder Lichtquelle malen. Wenn Du schonmal gemalt hast hilft das, aber es geht darum Deinen Flow zu finden. Mit nur einer Linie möglichst viel auszudrücken und eine einen Rhythmus finden der im Bild erkennbar wird.
Malen wie Picasso
In meinen Nachtfotografie Workshops werden plötzlich alle ganz schüchtern, wenn es darum geht, das jetzt jemand der Teilnehmer mit der Lichtmalerei anfängt.
„Aber ich kann gar nicht zeichnen. Ich bin nicht so kreativ. Was soll ich denn malen?“ Typische Antworten. Hierbei hilft Dir nur eins: „egal, ich mach das jetzt.“ Also, sei mutig und fang an, denn es macht tierisch Spaß! Und auch Picasso hat dies vor einer halben Ewigkeit gemacht – und zwar mit einem Schneidbrenner.
Wie Du mit der Taschenlampe schöne Nachtfotos machst
- Die Lampe locker halten und mit ihr auf die Kamera zeigen. Die Lampe hältst Du am besten wie einen Stift in Deiner Hand, denn dies erleichtert das Zeichnen. Wenn Du die Lampe in der Faust hältst (schaut oben oder unten heraus) ist es schwerer Formen zu zeichnen, da die Lampe starrer in der Hand liegt und der Arm in bestimmten Positionen Deinen Flow blockiert, da die Bewegungen unnatürlich werden. Übung: versuche einen großen Kreis (vom Boden bis über Deinen Kopf mit gestreckten Armen) mit einer fest umschlossenen und dann mit einer locker in der Hand liegenden Lampe zu malen.
- Gerade mit der Lampe zur Kamera malen = alle Linien haben die gleiche Strichstärke
- Die Lampe schräg zur Kamera drehen = Du hast dickere und dünnere Linien. Spannend ist es wenn Du Dich hierbei am Comiczeichnen/Illustrieren (Bsp. für den Effekt von Strichstärken auf eine Zeichnung) orientierst und die dickeren Striche an den Rand (als Outlines) setzt und die dünneren Striche in der Mitte machst. Je nach Lichtart der Lampe (offenes Licht oder Lichttrichter/Spot) verändert sich dieser Effekt. Bei einer offenen Birne kann die Lampe mehr zur Seite strahlen und Du musst sie noch weiter wegdrehen.
- Je größer die Lampe ist, umso größer ist die Strichstärke. Sehr praktisch ist es, wenn Du an einer Stelle stehend malen und Dich nicht viel bewegen möchtest.
- Die Strichstärke Deiner Taschenlampe ändern. Je näher Du mit Deiner Lampe an die Kamera herangehst umso dicker werden die Striche. Je weiter Du weg bist umso dünner sind sie. Du bewegst Dich (tanzt) im Raum, nicht an einer Stelle oder nur auf einer Linie.
- Wie Du die Farbe Deiner Taschenlampe änderst. Normale Taschenlampen machen weißes Licht und sind somit der Bleistift unter den Taschenlampen. Um auch ein paar Buntstifte zu bekommen gibt es verschiedene Wege. Eine rote Lampe findest Du schnell bei Fahrradrücklichtern. Sollen es andere Farben werden kannst Du Dir entweder farbige Lampen kaufen, oder Deine anderen Taschenlampen mit Folien, Plastikaufsätzen (z.b. Butterbrotsdosen) oder bunten Stoffen bedecken.
- Du musst nicht an einer Stelle stehen bleiben! Anfangs neigen wir dazu den Raum nicht zu nutzen und versuchen immer an einer Stelle zu malen. Lichtmalerei ist ein Tanz, keine Theke. Suche Dir deshalb eine Stelle an der Du Dich auch nachts bewegen kannst ohne über herumliegende Äste oder Bordsteine zu stolpern.
- Bei blinkendem Licht werden die Linien unterbrochen. Dies kann zu interessante, abstrakten Effekten führen, eine durchgehende Linie ist in diesem Fall schwer zu erreichen.
- Die Lampe festbinden. Wenn Du die Möglichkeit hast Deine Lampe festzubinden an einer Schnur/einem Seil, so das Sie Dir nicht aus der Hand fliegt, kannst Du durch die wesentlich höhere Geschwindigkeit und gleichmäßige Länge der Schnur, runde Kreiseffekte erzielen.
- Gerade Linien. Linien sollten in einem Schwung gemalt werden, je öfter Du über eine Linie gehst, umso ungenauer werden diese Linien (Ausnahme: am Seil schwingen wegen der Geschwindigkeit), da Du die Linie eigentlich nie genau auf der gleichen Höhe ein zweites Mal zeichnen kannst.
- Texte mit der Taschenlampe schreiben: Wenn Du Dich mit Deiner Taschenlampe daran wagen möchtest Texte zu schreiben, musst Du dies in Spiegelschrift machen, damit es hinterher auf dem Foto gut zu lesen ist. Hierzu ist relativ viel Übung erforderlich und Druckbuchstaben sind einfach als Schreibschrift.
- Werde zur Dunkelheit. Dunkle Kleidung und Schuhe ohne Reflektoren. Je heller die Kleidung umso mehr reflektiert diese und umso schneller bist du als Person in der Dunkelheit zu erkennen, deshalb lieber schwarze/graue/blaue/grüne Kleidung. Je länger Du an einer Stelle stehen bleibst und wenn Du Dich anleuchtest wirst Du, oder besser ein Teil von Dir, auf dem Foto zu sehen sein. Dies kann mit Absicht oder ohne passieren.
Wie Du Deinen „Flow“ findest
Einen Flow finden ist die „Kunst“ bei der Lichtmalerei. Anfangs wirst Du experimentieren und ausprobieren und je besser Du wirst umso mehr findest Du einen Flow. Finde Bewegungen die zu Deinem Körper passen. Du hast hierbei zwei Möglichkeiten.
- Realismus: Du überlegst Dir vorher, was Du malen möchtest und versuchst dies möglich genau mit der Lampe umzusetzen. Wenn Du eine klare Idee Deiner Zeichnung hast, nimm Dir ein Blatt-Papier und zeichne diese mit einem Stift. Schau, welche Formen du vereinfachrn kannst und was den Charakter der Figur ausmacht. Wenn Du jetzt sagst, ich kann nicht zeichnen, dann gibt es noch den zweiten Weg. Dieser ist die Abstraktion.
- Abstraktion: Du lässt Dich von Deinen Bewegungen und Emotionen leiten. Dein Bild muss nicht klar erkennbar sein, denn es besteht aus Linien, Formen und Flächen, die für sich selbst sprechen. Schnapp Dir gute Musik, denn die ist sehr hilfreich, um Deinen eigenen Rhythmus zu finden und unterschiedliche Bilder zu malen. Schnelle und laute Musik sorgt für andere Bewegungsabläufe als ruhige Musik.
Was Du bei der Lichtmalerei beachten solltest
Die Einstellungen bei Deiner Kamera sind gar nicht so wichtig – solange Du ausreichend lang belichtest um malen zu können. Entweder Du fotografierst mit jemand anderem zusammen, der den Auslöser Eurer Kameras betätigt, oder Du stellst den Selbstauslöser auf 10 Sekunden und läufst dann zu der Position die Du scharf gestellt hast.
Wie stellst Du Die Kamera nachts scharf? Am besten mit einer Taschenlampe und dem manuellen Scharfstellen an Deinem Objektiv. Leg die Taschenlampe an die Stelle, an der Du die Fotos machen möchtest und stelle genau diesen Punkt scharf. Die Blende sollte bei 8 oder noch kleiner (f/10, f/12,…) liegen und die Belichtungszeit bei ca. 30 Sekunden oder mehr. Mach ein paar Probeaufnahmen um herauszufinden welche Belichtung passt, denn die ist in jeder Nacht unterschiedlich.
Sei mutig und habe Spaß. Lichtmalerei ist aufgrund des „breiten Stichs“ sehr expressiv und zwingt Dich dazu abstrakter zu denken, den Kern einer Sache zu entdecken und diesen mit einem sehr einfachen Werkzeug umzusetzen.
Lust auf mehr?
Lust die Nachtfotografie auszuprobieren? Andere Fotografen treffen und zusammen experimentieren? Anderen bei der Lichtmalerei zuschauen und wertvolle Tricks abgucken? Kein Problem. Die Nachtfotografie Workshops gehen in eine neue Runde im Juli und August, es gibt wieder einen Satz Termine – mit neuen Techniken, die ohne Probleme auch nach dem Kurs umgesetzt werden können. Maximal 5 Teilnehmer pro Termin. Ich freue mich, Dich zu treffen.
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